die GroKo feierte zuletzt einjähriges Jubiläum. Meinem Empfinden nach gibt es leider nicht viel, was man feiern könnte. Seehofers Flüchtlingspolitik sowie die Maaßen-Entlassung stellten die Regierung zweimal vor die Zerreißprobe. Bei der SPD erkennt man mit jeder neuen sozialpolitischen Forderung eine zunehmende Bewegung, die Sollbruchstelle zu finden und sich schnellstmöglich von der Regierung zu lösen.
Der kleinste gemeinsame Nenner, auf den man sich noch einigen kann, ist das Geldausgeben. Davon hat die GroKo reichlich Gebrauch gemacht. Es ist der Kitt, der derzeit alles zusammenhält.
Und hier fangen die Probleme an: Mit jeder neuen Konjunkturprognose wird das zu erwartende Wirtschaftswachstum nach unten geschraubt. Die Folgen: sinkende Steuereinnahmen und steigende Sozialkosten. Während Olaf Scholz mit einem 25 Mrd. Euro-Loch im Haushalt bis 2023 rechnet, geht die Unionsfraktion intern von 85 Mrd. Euro aus. Das Institut der deutschen Wirtschaft befürchtet sogar, dass 105 Mrd. Euro bis 2022 fehlen werden. Der Kitt bröckelt rapide.
Bei der Konzentration aufs Geldausgeben, hat man vergessen, für schlechte Zeiten vorzusorgen. Schlimmer noch: Man hat sich auf soziale Wohltaten, Konsumausgaben und Wahlgeschenke verständigt; die notwendigen Investitionen in die zukünftige Leistungsfähigkeit unseres Landes hat man dabei vernachlässigt. Unzählige Chancen wurden verspielt: Die Bildung ist unterfinanziert, die Digitalisierung wird mangelhaft angegangen und die Infrastruktur ist marode. Man wünscht dieser Regierung, allen voran Angela Merkel in ihrer letzter Amtszeit, Gestaltungskraft, Tatendrang und ein Händchen für die richtige Weichenstellung. Die Welt um uns herum wartet nicht.